250930 MfM Kamerun

Themenabend über Kamerun im Refugio zur Begrüßung von Neuankömmlingen

Am vergangenen Montag fand im Refugio ein besonderer Themenabend statt, bei dem sich fünf Neuankömmlinge aus dem westafrikanischen Kamerun vorstellten. Der Abend wurde von kulinarischen Köstlichkeiten begleitet, die von einem der Geflüchteten zubereitet wurden.

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Bilder aus dem westafrikanischen Land ermöglichten den Gästen einen ersten Blick auf Kamerun.

„Kamerun?“ – Viele der Anwesenden gaben offen zu, wenig über das Land und seine derzeit schwierige, von Konflikten geprägte Situation zu wissen. Umso bereichernder war es, von den neu angekommenen Bewohnern im Refugio zu erfahren, was sie über ihre Heimat zu berichten wussten. Und dies, obwohl sie erst seit wenigen Monaten in Deutschland sind, geschah auf Deutsch – gut strukturiert und gut vorbereitet.

So erfuhren die Gäste einiges über ein Land, das sich im Süden bis fast an den Äquator erstreckt und im Norden an die trockene Sahelzone mit dem Tschadsee grenzt. Kamerun zählt rund 30 Millionen Einwohner, die sich auf etwa 300 Ethnien verteilen und rund 200 verschiedene Sprachen sprechen. Die koloniale Geschichte ist noch heute spürbar: Von der deutschen Kolonialzeit blieb lediglich eine Eisenbahnlinie übrig, während die französische Kolonialherrschaft bis 1960 durch ethnische Konflikte, besonders zwischen den französisch- und englischsprachigen Teilen des Landes, eine gesunde Entwicklung in staatlicher Unabhängigkeit erschwerte. Seit 2016 wiederholen sich immer wieder bürgerkriegsähnliche Situationen, in denen bestimmte Regionen im Westen und Norden des Landes systematisch benachteiligt, vertrieben und mit Hungersnöten konfrontiert werden – Probleme, die hierzulande kaum wahrgenommen werden. Hunderttausende sind in die Nachbarländer geflohen, einige davon sind nach Deutschland gekommen.

Der greise Präsident des Landes, der mit 94 Jahren erneut zur Wahl steht, ist das Symbol einer kleptokratischen Gerontokratie. Fast die Hälfte der Bevölkerung ist unter 25 Jahre alt ist und sieht in den vom Konflikt gezeichneten Regionen kaum Perspektiven. Nicht nur die junge Generation lebt in ständiger Angst vor Verhaftung und Verfolgung wegen ihrer Meinungsäußerung. Hilflos schaut die Bevölkerung zu, wie die natürlichen Reichtümer des Landes – etwa wertvolle Bodenschätze und Holz – ausgebeutet werden, ohne dass sie davon profitiert. Ein Beispiel dafür schilderte einer der kamerunischen Geflüchteten. Das Oberhaupt seiner Familien spielt eine wichtige traditionelle Rolle in einer der westlichen Regionen Kameruns spielt. Da dieser regional bedeutende Mann nicht mit der Regierung kooperiert und eine andere Entwicklungspolitik fordert, erhält diese Region von der Regierung z.B. keine Mittel, um Schulen zu bauen und kaum Unterstützung. Bedrohungen und geringe Entwicklungsmöglichkeiten treiben junge Leute zur Flucht – oft in die Nachbarländer, manche nach Deutschland.

Es war ein Abend, der die Gäste nachdenklich zurückließ. Doch besonders bewegend war der Brief, den die fünf Neuankömmlinge an die Hechinger verfasst haben, um sich für die herzliche Aufnahme und die Unterstützung zu bedanken.

 

 

Arbeitskreis Asyl Hechingen
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